Published On: 17. November 2023Categories: Aktuelles, Soziale Arbeit

Am 01.11.2024 soll das beschlossene Selbstbestimmungsrecht in Kraft treten.

Zitat BMJ – Selbstbestimmung

Daher hat sich die Bundesregierung im Koalitionsvertrag vorgenommen:
„Wir werden das Transsexuellengesetz abschaffen und durch ein Selbstbestimmungsgesetz ersetzen. Dazu gehören ein Verfahren beim Standesamt, das Änderungen des Geschlechtseintrags im Personenstand grundsätzlich per Selbstauskunft möglich macht, ein erweitertes und sanktionsbewehrtes Offenbarungsverbot und eine Stärkung der Aufklärungs- und Beratungsangebote. Die Kosten geschlechtsangleichender Behandlungen müssen vollständig von der GKV [Gesetzlichen Krankenversicherung] übernommen werden. (…) Für Trans- und Inter-Personen, die aufgrund früherer Gesetzgebung von Körperverletzungen oder Zwangsscheidungen betroffen sind, richten wir einen Entschädigungsfonds ein.“

Transgeschlechtliche, intergeschlechtliche und nichtbinäre Menschen sollen künftig die Möglichkeit haben, ihren Geschlechtseintrag im Personenstandsregister und ihre Vornamen durch eine Erklärung beim Standesamt ändern zu lassen. Die Vorlage eines ärztlichen Attests oder die Einholung von Gutachten in einem Gerichtsverfahren sollen nicht länger erforderlich sein. Dies sieht der Entwurf für ein Gesetz über die Selbstbestimmung in Bezug auf den Geschlechtseintrag vor, den das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und das Bundesministerium der Justiz (BMJ) vorgelegt haben. Das Gesetz soll das Transsexuellengesetz von 1980 ablösen, das in wesentlichen Teilen verfassungswidrig ist.

Zitat Ende

Die zentralen Punkte: Kabinett beschließt Selbstbestimmungsgesetz | Bundesregierung

  1. Erklärung mit Eigenversicherung: Trans-, intergeschlechtliche und nichtbinäre Menschen sollen Geschlechtseintrag und Vornamen ohne gerichtliches Verfahren und Sachverständigengutachten ändern können. Dies erfolgt durch eine „Erklärung mit Eigenversicherung“ gegenüber dem Standesamt. Die antragstellende Person versichert dabei, dass die beantragte Änderung ihrer Geschlechtsidentität am besten entspricht.
  2. Vorherige Anmeldung: Die Änderung des Geschlechtseintrags und Vornamens muss drei Monate vor der Erklärung beim Standesamt angemeldet werden.
  3. Einjährige Sperrfrist: Eine erneute Änderung ist erst ein Jahr nach der vorherigen Änderungserklärung möglich.

Für Minderjährige gelten spezielle Regelungen:

  • Minderjährige bis 14 Jahre können die Änderungserklärung durch ihre Sorgeberechtigten abgeben, nicht selbst.
  • Minderjährige ab 14 Jahren können die Änderungserklärung selbst abgeben, jedoch ist die Zustimmung der Sorgeberechtigten erforderlich, wobei das Familiengericht diese in Kindeswohl-Fällen ersetzen kann.

Elternteil statt Vater oder Mutter

Die Geburtsurkunde ihrer Kinder können Eltern mit „Elternteil“ statt „Vater“ oder „Mutter“ eintragen lassen. Das Gesetz beinhaltet auch ein Offenbarungsverbot, um Zwangsoutings zu verhindern. Es bleibt verboten, frühere Geschlechtseinträge oder Vornamen auszuforschen und offen zu legen, und Verstöße werden bestraft. Es gibt jedoch Ausnahmen, um Strafverfolgung bei Änderungen des Geschlechtseintrags und Namensänderungen zu gewährleisten.

2024 wird das Selbstbestimmungsrecht und die Diversität in Deutschland auf eine neue Ebene gehoben. Diese Veränderungen sind von großer Bedeutung und prägen unsere Gesellschaft und Sozialarbeit auf nachhaltige Weise. In diesem Blogbeitrag wollen wir uns näher mit diesen Entwicklungen befassen.

Das Recht auf Selbstbestimmung

Das Selbstbestimmungsrecht ist ein Grundprinzip der Menschenrechte und besagt, dass jeder Mensch das Recht hat, sein Leben in eigener Verantwortung zu gestalten. Dieses Recht umfasst viele Bereiche, darunter Bildung, Arbeit, Gesundheit und natürlich auch die Geschlechtsidentität. Ab 2024 wird die Anerkennung des Selbstbestimmungsrechts in Bezug auf Geschlechtsidentität ein wichtiger Meilenstein sein.

Diversity und Geschlechtsidentität

Die Berücksichtigung von Geschlechtsidentität und die Akzeptanz der Geschlechtsvielfalt sind unverzichtbare Bestandteile von Diversität. Ab 2024 werden viele Länder Gesetze und Richtlinien einführen, um die Geschlechtsidentität als individuelle Entscheidung und nicht als starre Norm anzuerkennen. Dies eröffnet neue Horizonte für Menschen, die sich mit traditionellen Geschlechtsrollen nicht identifizieren können.

Auswirkungen auf die Soziale Arbeit

Die Soziale Arbeit wird stark von diesen Veränderungen beeinflusst. Sozialarbeiter werden vermehrt mit Klienten konfrontiert sein, die ihr Selbstbestimmungsrecht in Bezug auf Geschlecht und Geschlechtsidentität ausüben möchten. Dies erfordert eine erhöhte Sensibilität und Kompetenz in diesem Bereich. Sozialarbeiter spielen eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung und Begleitung von Menschen auf ihrem Weg zur Geschlechtsidentität.

Die neuen Entwicklungen bieten Chancen für eine inklusivere und vielfältigere Gesellschaft. Menschen werden ermutigt, sich selbst zu sein, und die Soziale Arbeit wird dazu beitragen, diese Entfaltung zu unterstützen. Gleichzeitig stehen wir jedoch vor Herausforderungen in Bezug auf die Akzeptanz und das Verständnis dieser Veränderungen.

Es ist entscheidend, dass Sozialarbeiter und die Gesellschaft insgesamt offen für diese Entwicklungen sind. Die Förderung von Vielfalt und Selbstbestimmungsrecht ist ein Gewinn für alle und stärkt unsere Gemeinschaften.

Die nächsten Jahre versprechen eine Zeit des Wandels und des Fortschritts in Bezug auf Selbstbestimmungsrecht und Geschlechtsdiversität. Dies eröffnet die Möglichkeit, eine Gesellschaft zu schaffen, die für jeden einzelnen Menschen Platz bietet, ungeachtet seiner Geschlechtsidentität.

Ein kurzer Beispieldialog – den die Soziale Arbeit wohl bald häufiger führen wird:

Sozialarbeiter (SA): Hallo, alle zusammen. Wir müssen heute über das Selbstbestimmungsrecht der Geschlechtsidentität sprechen.

Diverse Person (DP): Endlich, das ist so bedeutend. Wir sollten sicherstellen, dass alle Menschen, unabhängig von Geschlecht oder Identität, sie selbst sein können.

Teilnehmer (T): Aber warum ist das so kompliziert? Warum nicht einfach „Mann“ oder „Frau“?

SA: Nun, es ist komplexer, als es auf den ersten Blick erscheint. Einige Menschen identifizieren sich nicht als Mann oder Frau. Sie verwenden Pronomen wie „sie“ oder „er“ oder „sie/es.“

DP: Genau, es geht um Respekt für unsere Identitäten und darum, wie wir angesprochen werden möchten. Pronomen sind wichtig.

T: Aber ich verstehe das nicht. Wieso sind Pronomen so wichtig?

SA: Ich verstehe, dass es für einige ungewohnt ist. Aber denkt daran, dass es Menschen gibt, für die die Verwendung ihrer korrekten Pronomen entscheidend ist. Es respektiert ihre Identität.

DP: Genauso ist es. Es ist ein Weg, unsere Identität anzuerkennen. Das ist ein Menschenrecht.

T: Aber es ist so schwer, sich das alles zu merken.

SA: Es mag am Anfang verwirrend sein, aber es ist wichtig, es zu versuchen. Wir können lernen, uns gegenseitig zu respektieren und korrekte Pronomen zu verwenden.

T: Warum reden wir überhaupt so viel darüber?

DP: Wir reden darüber, weil es zu unserer Arbeit gehört, andere zu respektieren und zu verstehen. Es zeigt Empathie und Fürsorge.

SA: Genau, in der Sozialarbeit ist Respekt und Verständnis der Schlüssel zur Unterstützung der Menschen. Unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität.

T: Na gut, ich werde es versuchen, es besser zu verstehen.

SA: Das ist großartig! Gemeinsam können wir eine inklusivere Umgebung schaffen. Das bedeutet, Menschen so zu akzeptieren, wie sie sind, und ihre Identität zu respektieren.

SA: Danke für eure Offenheit. Nun, schauen wir uns ein konkretes Beispiel an. Angenommen, wir haben eine Person namens Alex, die sich selbst als nicht-binär identifiziert und Pronomen „them“ verwendet.

T: Moment mal, „them“? Das sind doch Pluralpronomen. Wie kann das für eine einzelne Person gelten?

SA: Das ist genau die Art von Kontroverse, auf die ich hinweisen wollte. „Them“ ist zwar grammatikalisch plural, aber es wird von einigen nicht-binären Personen verwendet, um ihre Identität auszudrücken. Für Alex ist das Pronomen „them“ wichtig.

T: Aber das bringt doch das ganze Geschlechterverständnis durcheinander. Wie sollen wir das verstehen?

DP: Das Geschlechterverständnis entwickelt sich. Es ist wichtig, die Identität eines jeden Menschen zu respektieren. Wenn Alex „them“ sagt, respektieren wir die Identität.

T: Aber es ist so schwer, sich daran zu gewöhnen.

SA: Es kann anfangs schwierig sein, das zu akzeptieren, aber es ist ein Schritt zur Schaffung einer inklusiveren Gesellschaft. Lasst uns gemeinsam daran arbeiten, die Identitäten der Menschen zu respektieren, auch wenn sie von unseren bisherigen Vorstellungen abweichen.

T: Das ist wirklich kompliziert.

DP: Ja, es ist komplex, aber es ist auch wichtig. Gemeinsam können wir lernen, respektvoller und inklusiver zu sein.

SA: Genau, und unsere Arbeit in der Sozialen Arbeit wird dadurch noch bedeutsamer, weil wir Menschen auf ihrem Weg zur Selbstakzeptanz und Selbstbestimmung unterstützen.

T: Okay, aber wie sollen wir wissen, welches Pronomen wir verwenden sollen, wenn „die“ jedes Jahr wechseln wollen? Das verstehe ich nicht.

DP: Ich verstehe, dass es verwirrend erscheinen kann, besonders wenn man es zum ersten Mal hört. Aber es ist wichtig zu verstehen, dass z. B. nicht alle nicht-binären Personen jedes Jahr ihre Pronomen ändern. Einige tun das, aber nicht alle.

SA: Das Selbstverständnis der Geschlechtsidentität kann sich bei einigen Menschen im Laufe der Zeit entwickeln oder verfeinern. Das bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass sie jedes Jahr ihre Pronomen ändern. Einige Menschen können eine stabile Identität haben, während andere sich im Laufe der Zeit anders identifizieren.

T: Das klingt wirklich kompliziert.

DP: Es ist komplex, aber die Hauptsache ist, Menschen mit Respekt und Empathie zu begegnen. Wenn jemand seine Pronomen ändert, ist es wichtig, sich anzupassen und diese Änderungen zu respektieren, auch wenn es anfangs schwerfällt.

T: Also sollten wir einfach fragen, welche Pronomen jemand verwendet?

SA: Genau, das ist der beste Weg. Wenn ihr unsicher seid, fragt die Person, mit welchen Pronomen sie angesprochen werden möchte. Das zeigt Respekt und Anerkennung für ihre Identität.

Bildquelle: Thommy-Weiss_pixelio.de

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