Published On: 26. Oktober 2024Categories: Aktuelles, News, Soziale Arbeit

In den letzten Jahren ist die Zahl der Krankmeldungen in sozialen Berufen erheblich gestiegen, insbesondere aufgrund von psychischen Erkrankungen. Aktuelle Studien, wie der Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse (TK) von 2023, zeigen, dass Fachkräfte im sozialen Bereich ein deutlich erhöhtes Risiko haben, aufgrund psychischer Belastungen auszufallen. Sozialarbeitende sind besonders betroffen: Die Wahrscheinlichkeit, aufgrund von Stress, Burnout oder Depressionen krankgeschrieben zu werden, liegt in dieser Berufsgruppe um rund 50 % höher als im Durchschnitt anderer Berufe​ (Beltz)​(Diakonie RWL).

Psychische Erkrankungen als Hauptursache für Krankmeldungen

Die Soziale Arbeit ist von Natur aus ein Berufsfeld, das emotional und psychisch fordernd ist. Die ständige Auseinandersetzung mit belastenden Lebensumständen von Klient– sei es durch Armut, Flucht, Traumata oder familiäre Krisen – hinterlässt Spuren. Laut dem DAK-Gesundheitsreport 2022 waren über 17 % der Fehltage in sozialen Berufen auf psychische Erkrankungen zurückzuführen. Diese Zahl verdeutlicht die hohe Belastung, unter der viele Sozialarbeitende stehen​ (DBSH).

Ursachen der psychischen Belastung im sozialen Bereich

Es gibt mehrere Faktoren, die zu der hohen Belastung in sozialen Berufen beitragen:

  1. Emotionale Arbeit: Sozialarbeitende sind oft in Kontakt mit Menschen, die in schwierigen Lebenslagen stecken. Sie sind nicht nur für Beratung und Unterstützung zuständig, sondern übernehmen auch eine emotionale Rolle, die oft über den beruflichen Rahmen hinausgeht. Die permanente Auseinandersetzung mit Krisen und tragischen Lebensereignissen führt bei vielen Fachkräften zu emotionaler Erschöpfung​ (Diakonie)​.
  2. Arbeitsdruck und Zeitmangel: Die steigende Zahl an Klienten, verbunden mit knappen personellen und finanziellen Ressourcen, verschärft die Situation. Sozialarbeitende müssen oft mehr Fälle betreuen, als es personell und zeitlich vertretbar ist. Hinzu kommen steigende bürokratische Anforderungen, die viel Zeit und Energie kosten. Diese Faktoren erhöhen den Druck auf die Fachkräfte erheblich und führen oft zu einer Überlastung​.
  3. Mangelnde Wertschätzung und niedrige Gehälter: Trotz der gesellschaftlichen Bedeutung ihrer Arbeit erleben viele Fachkräfte in sozialen Bereichen eine mangelnde Wertschätzung, die sich auch in der Bezahlung widerspiegelt. Dieses Ungleichgewicht zwischen den hohen Anforderungen und der geringen Anerkennung führt häufig zu Demotivation und Burnout​ (DBSH).
  4. Folgen der Pandemie: Die Pandemie hat die psychische Belastung in sozialen Berufen zusätzlich verstärkt. Lockdowns, Schulschließungen und die soziale Isolation vieler Klienten haben die Anforderungen massiv erhöht. Sie mussten sich um akut verschärfte soziale Probleme kümmern, oft unter erschwerten Bedingungen, wie dem Mangel an persönlichem Kontakt oder der Umstellung auf digitale Kommunikation​.

Prävention und Unterstützung für Fachkräfte

Um die psychische Gesundheit von Fachkräften izu schützen, sind präventive Maßnahmen und Unterstützungsangebote unerlässlich. In vielen Einrichtungen wurden bereits erste Schritte unternommen, um die psychische Belastung zu reduzieren und den Fachkräften stärkende Angebote zu machen.

  1. Supervision und Resilienzförderung: Regelmäßige Supervision ist in der Sozialen Arbeit eine bewährte Methode, um emotionale Belastungen zu verarbeiten. Sie bietet den Fachkräften die Möglichkeit, ihre Fälle und die damit verbundenen Gefühle in einem geschützten Rahmen zu besprechen. Diese reflektierende Arbeit hilft, emotionale Distanz zu schaffen und Burnout vorzubeugen​ (FES). Zusätzlich bieten immer mehr Einrichtungen Resilienztrainings an, um die psychische Widerstandsfähigkeit der Mitarbeitenden zu stärken.
  2. Bessere Arbeitsbedingungen: Ein weiterer zentraler Ansatz zur Verbesserung der psychischen Gesundheit von Sozialarbeiterbesteht in der Schaffung besserer Arbeitsbedingungen. Dazu gehört die Reduktion von Arbeitsbelastungen durch eine bessere personelle Ausstattung, flexiblere Arbeitszeiten und die Reduktion von Bürokratie. Der Abbau unnötiger Verwaltungsaufgaben würde es Fachkräften ermöglichen, sich wieder stärker auf die eigentliche Arbeit mit den Klienten zu konzentrieren ​(Beltz).
  3. Work-Life-Balance und mentale Gesundheit: Neben strukturellen Veränderungen im Arbeitsumfeld wird auch die individuelle Förderung der Work-Life-Balance immer wichtiger. Sozialarbeitende benötigen ausreichend Erholungszeiten und Möglichkeiten, sich von der emotional belastenden Arbeit zu distanzieren. Die Einführung von flexiblen Arbeitszeitmodellen und Homeoffice-Möglichkeiten kann hier unterstützend wirken.

Auswirkungen auf Klienten und Gesellschaft

Die psychische Gesundheit der Fachkräfte hat direkte Auswirkungen auf die Qualität der sozialen Dienstleistungen, die sie erbringen. Studien zeigen, dass gestresste oder emotional erschöpfte Sozialarbeiterweniger in der Lage sind, qualitativ hochwertige Beratung und Unterstützung zu bieten​. Dies hat nicht nur negative Folgen für die Klient, die in Krisensituationen auf professionelle Hilfe angewiesen sind, sondern auch für die Gesellschaft insgesamt.

Da die Soziale Arbeit oft mit den am stärksten benachteiligten Menschen der Gesellschaft arbeitet – etwa mit Kindern aus sozial schwachen Familien, Geflüchteten oder Menschen mit psychischen Erkrankungen – ist es von zentraler Bedeutung, dass die Fachkräfte stabil und resilient sind. Nur so können sie langfristig dazu beitragen, soziale Ungleichheiten zu verringern und den sozialen Zusammenhalt zu fördern.

Zusammenfassung

Die psychische Gesundheit von Sozialarbeitenden ist ein zentrales Thema, das nicht nur die Fachkräfte selbst betrifft, sondern auch die Menschen, denen sie helfen. Präventive Maßnahmen, Supervision, Resilienzförderung und verbesserte Arbeitsbedingungen sind entscheidende Schritte, um die psychische Belastung in der Sozialen Arbeit zu reduzieren. Es ist unerlässlich, dass sowohl auf politischer Ebene als auch in den Einrichtungen selbst Maßnahmen ergriffen werden, um die psychische Gesundheit der Fachkräfte zu schützen und langfristig zu erhalten.

Quellen:

  • Techniker Krankenkasse: Gesundheitsreport 2023​
  • Diakonie: „Psychische Gesundheit in sozialen Berufen“​
  • Bertelsmann-Stiftung: „Migrationsbedingte Belastungen und psychische Gesundheit“​

Text: Daniela Voigt

Bildquelle: DALLE

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